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Ein OT-Spezialist (Operational Technology) ist für die Verwaltung, Überwachung und Sicherung von Systemen verantwortlich, die industrielle Geräte und physische Prozesse steuern. OT umfasst Technologien wie SCADA, PLCs und industrielle Netzwerke, die in kritischen Infrastrukturen wie Fertigung, Energie und Transport eingesetzt werden. Da OT-Systeme zunehmend mit IT-Systemen integriert werden, muss ein OT-Spezialist sowohl Kenntnisse in industriellen Automatisierungstechnologien als auch in Cybersicherheit besitzen. Das Ziel eines OT-Spezialisten ist es, sichere, stabile und effiziente Betriebsumgebungen zu gewährleisten.

1. Grundlagen der Operational Technology (OT)

Operational Technology bezieht sich auf die Hardware und Software, die industrielle Geräte und physikalische Prozesse überwacht und steuert. Ein grundlegendes Verständnis dieser Technologie ist der Ausgangspunkt für jeden OT-Spezialisten. Dazu gehört:

  • Industrieprotokolle: OT-Systeme verwenden spezielle Kommunikationsprotokolle wie Modbus, PROFINET, DNP3 und BACnet. Diese Protokolle steuern die Kommunikation zwischen Maschinen (M2M) und Sensoren in industriellen Umgebungen.
  • Automatisierungstechnologien: Verstehen, wie Systeme wie SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition), PLC (Programmable Logic Controller) und DCS (Distributed Control System) funktionieren.
  • HMI (Human-Machine Interface): Grundlegende Kenntnisse darüber, wie Bediener mit Maschinen und Prozessen interagieren und wie diese Schnittstellen gestaltet sind, um Benutzern Informationen zu präsentieren und Steuerungen zu ermöglichen.

2. Netzwerk- und Kommunikationstechnologien

OT-Umgebungen bestehen aus Netzwerken, die industrielle Geräte miteinander verbinden, um Daten und Befehle auszutauschen. Daher sind Kenntnisse im Bereich Netzwerktechnik unverzichtbar:

  • Industrielle Netzwerke: Verständnis der Netzwerkarchitekturen und -topologien, die in OT-Umgebungen verwendet werden, wie Ethernet/IP, Fieldbus-Systeme oder Wireless-Kommunikationsnetzwerke.
  • VLANs und Netzwerkkonfigurationen: Wie Netzwerke segmentiert und organisiert werden, um Performance und Sicherheit zu optimieren.
  • Cyber-Physical Systems (CPS): Verstehen, wie physikalische Prozesse in einem Netzwerk überwacht und gesteuert werden, und die besonderen Herausforderungen, die solche Systeme an die Netzwerksicherheit und Kommunikation stellen.

3. IT/OT-Konvergenz und Sicherheitskonzepte

Ein OT-Spezialist muss sich zunehmend mit der IT/OT-Konvergenz auseinandersetzen, da immer mehr OT-Systeme mit IT-Netzwerken verbunden werden, was neue Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit mit sich bringt. Wichtige Lerninhalte umfassen:

  • Cybersicherheit in OT-Umgebungen: Ein tiefes Verständnis der speziellen Sicherheitsanforderungen in industriellen Netzwerken, einschließlich der Bedrohungen durch Ransomware, Malware und Insider-Angriffe.
  • Standards wie IEC 62443 oder NIST SP 800-82 bieten wichtige Leitlinien für den Schutz von OT-Systemen.
  • Netzwerksegmentierung und Firewalls: Erlernen, wie OT- und IT-Systeme getrennt und abgesichert werden, z.B. durch den Einsatz von Firewalls und Intrusion Detection/Prevention Systems (IDS/IPS).
  • Zero-Trust-Architekturen: Das Prinzip des "Zero-Trust" ist in der Cybersicherheit von wachsender Bedeutung, insbesondere bei der Absicherung von kritischen Infrastrukturen und OT-Systemen.

4. Programmierung und Automatisierung

Während Programmierung in OT-Umgebungen nicht so tiefgehend wie in reinen IT-Rollen erforderlich ist, sind Grundkenntnisse in industriellen Automatisierungs- und Programmierungssprachen von Vorteil:

  • PLC-Programmierung: Verstehen von Programmiersprachen wie Ladder Logic, Structured Text (ST) oder Function Block Diagram (FBD), die für die Programmierung von PLCs verwendet werden.
  • Skripting für Automatisierung: Grundlegende Skriptsprachen wie Python, um automatisierte Aufgaben in OT-Umgebungen zu entwickeln oder Schnittstellen zu IT-Systemen zu implementieren.

5. Industriespezifisches Wissen

Je nach Branche variieren die Anforderungen und Technologien im OT-Bereich. Ein OT-Spezialist sollte sich mit branchenspezifischen Standards und Technologien vertraut machen, beispielsweise:

  • Energie- und Versorgungsindustrie: Verstehen von Smart Grids, Energieverteilung und den Protokollen, die in Kraftwerken und Verteilungsnetzen verwendet werden (z.B. IEC 61850).
  • Fertigungsindustrie: Kenntnisse im Bereich der Industrie 4.0, IoT-basierte Fertigungssysteme und der Einsatz von Robotik in der Produktion.
  • Transport und Logistik: Systeme wie intelligente Verkehrsmanagementsysteme (ITS), Lagerautomatisierung oder fahrerlose Transportsysteme (AGVs).

6. Standards und Vorschriften

Das Wissen über branchenspezifische und internationale Standards ist für einen OT-Spezialisten ebenfalls unerlässlich. Dies umfasst:

  • IEC 62443: Ein globaler Standard für die Cybersicherheit von industriellen Automatisierungs- und Steuerungssystemen.
  • NERC CIP (North American Electric Reliability Corporation Critical Infrastructure Protection): Ein Rahmenwerk, das sich mit der Sicherheit von Versorgungsunternehmen befasst.
  • ISO/IEC 27001: Ein allgemein anerkannter Standard für Informationssicherheitsmanagement, der zunehmend auch in OT-Umgebungen Anwendung findet.

7. Analytische und Problemlösungsfähigkeiten

Ein OT-Spezialist muss in der Lage sein, kritische Probleme zu analysieren und zu lösen. Dies erfordert ein starkes analytisches Denken, insbesondere im Hinblick auf:

  • Fehlerdiagnose und Fehlerbehebung: Das Identifizieren von Störungen in OT-Systemen und die schnelle Behebung dieser Probleme, oft unter Druck und in Echtzeit.
  • Datenanalyse und Monitoring: Verständnis dafür, wie man Daten von Sensoren und Maschinen interpretiert, um Anomalien zu erkennen und die Effizienz von Prozessen zu optimieren.


8. Soft Skills und Teamarbeit

In vielen OT-Umgebungen arbeiten Spezialisten in interdisziplinären Teams, die sich aus Ingenieuren, IT-Experten und Sicherheitsexperten zusammensetzen. Daher sind folgende Soft Skills wichtig:

  • Kommunikationsfähigkeiten: Die Fähigkeit, technische Konzepte verständlich zu erklären, sowohl an Kollegen als auch an Führungskräfte.
  • Projektmanagement: Kenntnisse in Projektmanagementmethoden, um Implementierungen, Upgrades und Sicherheitsmaßnahmen effektiv zu planen und zu leiten.

Fazit

Ein OT-Spezialist muss ein breites Spektrum an Fähigkeiten in den Bereichen Netzwerktechnik, Cybersicherheit, industrieller Automatisierung und branchenspezifischen Technologien aufweisen. Der Fokus liegt auf dem Verstehen von Industrieprotokollen, der IT/OT-Konvergenz und der Cybersicherheit in kritischen Infrastrukturen. Durch die Kombination von technischem Wissen, branchenspezifischen Standards und starken Problemlösungsfähigkeiten ist ein OT-Spezialist in der Lage, hochkomplexe Systeme zu verwalten und zu schützen.

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Autor: Florian Deinhard,
Oktober 2024

 
 
 

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