Cyberkriminalität wird zunehmend professioneller – dank Scam-as-a-Service (ScaaS) können selbst unerfahrene Täter komplexe Betrugsmaschen durchführen. Von Phishing-Kits über betrügerische Call-Center bis hin zu mietbarer Malware: Kriminelle haben heute Zugriff auf ein breites Arsenal an Tools, die Betrug auf Knopfdruck ermöglichen. Doch wie funktionieren diese Dienste genau, welche Gefahren bergen sie und wie kann man sich schützen?
Ein Blick in die dunkle Welt der Cybercrime-Dienstleistungen.
Was ist Scam-as-a-Service?
Scam-as-a-Service (ScaaS) bezeichnet ein Geschäftsmodell innerhalb der Cyberkriminalität, bei dem Betrüger vorgefertigte Betrugsdienste oder -werkzeuge als Dienstleistung anbieten. Ähnlich wie "Software-as-a-Service" (SaaS) ermöglicht ScaaS auch technisch weniger versierten Kriminellen, komplexe Betrugsmaschen durchzuführen, ohne selbst tiefgehende Kenntnisse in Programmierung oder Social Engineering haben zu müssen.
Diese Dienstleistungen umfassen unter anderem gefälschte Webseiten, betrügerische Call-Center, automatisierte Phishing-Kampagnen oder Tools zum Identitätsdiebstahl. Häufig werden ScaaS-Dienste im Darknet angeboten, aber auch auf Telegram, Discord oder über verschlüsselte Foren vermarktet.
Funktionsweise von Scam-as-a-Service
ScaaS-Plattformen bieten unterschiedliche Services an, die je nach Betrugsart variieren.
Die drei häufigsten Kategorien sind:
1. Phishing-as-a-Service (PhaaS)
Hierbei handelt es sich um vorgefertigte Phishing-Kits, die Betrügern ermöglichen, täuschend echte Login-Seiten von Banken, Online-Shops oder sozialen Netzwerken zu erstellen. Die ScaaS-Anbieter stellen nicht nur die technischen Werkzeuge bereit, sondern oft auch Anleitungen und Support.
Technische Details
Phishing-Kits: ZIP-Dateien mit HTML-, CSS- und JavaScript-Code für nachgeahmte Login-Seiten
Credential Harvesting: Erfassung und Weiterleitung von Anmeldedaten an den Betrüger
Hosting-Dienste: Bereitstellung von Servern, die nicht schnell gesperrt werden können
E-Mail- oder SMS-Versanddienste: Tools zum Massenversand von Phishing-Mails oder Smishing-Nachrichten
2. Vishing-as-a-Service (VaaS)
Hierbei handelt es sich um Betrugsanrufe, die über Call-Center oder automatisierte Systeme durchgeführt werden. Betrüger geben sich als Bankangestellte, IT-Support oder Regierungsbehörden aus, um Opfer zur Preisgabe sensibler Daten zu bewegen.
Technische Details
Voice-over-IP (VoIP)-Technologien: Ermöglichen Anrufe mit gefälschten Rufnummern
KI-basierte Stimmensynthese: Täuschend echte Nachahmung von Stimmen für Deepfake-Anrufe
Call-Scripts und Trainingsmaterial: Vorgefertigte Gesprächsleitfäden zur Manipulation von Opfern
3. Malware-as-a-Service (MaaS)
Betrüger können über ScaaS-Plattformen schädliche Software wie Ransomware, Keylogger oder Remote-Access-Trojaner (RATs) mieten. Der Anbieter stellt nicht nur die Malware bereit, sondern oft auch Infrastruktur für Verbreitung und Verwaltung.
Technische Details
Ransomware-Kits: Verschlüsselungsalgorithmen, Command-and-Control-Server (C2)
Keylogger: Programme zur Aufzeichnung von Tastatureingaben
Exploit-Kits: Nutzung von Schwachstellen in Software zur Verbreitung von Malware
Anwendungsbeispiele
Scam-as-a-Service wird in verschiedenen Betrugsformen eingesetzt:
- Fake-Investment-Plattformen:
Nutzer werden zu Investitionen in Kryptowährungen oder Trading-Programme verleitet. - Tech-Support-Scams:
Opfer erhalten Anrufe von angeblichen Microsoft- oder Apple-Technikern, die behaupten, ihr PC sei infiziert. - Romance Scams:
Betrüger geben sich auf Dating-Plattformen als wohlhabende Geschäftsleute aus und erpressen Geld. - CEO-Fraud:
Betrüger imitieren Führungskräfte eines Unternehmens und veranlassen Überweisungen.
Vor- und Nachteile für Cyberkriminelle
Vorteile für Betrüger
✅ Niedrige Einstiegshürden: Keine Programmierkenntnisse erforderlich
✅ Skalierbarkeit: Große Opferzahlen durch Automatisierung
✅ Anonymität: Nutzung von Kryptowährungen und anonymen Plattformen
✅ Geringes Risiko: Täter befinden sich oft in Ländern mit schwacher Strafverfolgung
Nachteile für Betrüger
❌ Abhängigkeit von Anbietern: Betrüger sind auf funktionierende Dienste angewiesen
❌ Sicherheitsrisiko: ScaaS-Anbieter könnten Kunden betrügen oder überwacht werden
❌ Erhöhte Strafverfolgung: Internationale Kooperationen gegen Cybercrime nehmen zu
Fazit
Scam-as-a-Service demokratisiert Cyberkriminalität, indem es selbst unerfahrenen Tätern ermöglicht, hochentwickelte Betrugsmaschen durchzuführen. Dies führt zu einer Professionalisierung und Industrialisierung von Online-Betrug, was eine enorme Herausforderung für Sicherheitsbehörden, Unternehmen und Privatpersonen darstellt.
Die Bekämpfung von ScaaS erfordert daher einen mehrstufigen Ansatz: bessere Cybersecurity-Maßnahmen, internationale Strafverfolgung und stärkere Aufklärung der Bevölkerung. Nur so kann die wachsende Bedrohung durch diese perfide Form des digitalen Verbrechens eingedämmt werden.
Schulungen zum Schutz vor Cyberkriminalität
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Scam-as-a-Service ist es essenziell, sich und sein Unternehmen aktiv vor Cyberbetrug zu schützen. IT-Security-Schulungen helfen dabei, Phishing-Angriffe zu erkennen, Social-Engineering-Methoden zu durchschauen und Sicherheitsstrategien gezielt anzuwenden. Besonders für Unternehmen ist es wichtig, Mitarbeiter regelmäßig zu sensibilisieren und aktuelle Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren.
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Autor: Florian Deinhard,
Februar 2025